1843
Die Zeit will andre Lieder! –
ruft ihr laut –
Von Liebe nichts! nichts mehr
von alten Sagen!
Die Gegenwart mußt du im
Herzen tragen!
Die Gegenwart sei deines
Sanges Braut!
Die Völker regen sich, der
Morgen graut,
Mit Schwert und Speer mußt du
hinaus dich wagen;
Denn einen großen Kampf gilt
es zu schlagen,
D’rum sei das Lied dem
Schwerte angetraut! –
Ich will die alten Zeiten
nicht beklagen!
Auch mich erfreut des jungen
Tages Licht;
Doch soll mein Lied nicht an
der Trümmer nagen,
Die, morsch und alt, von
selbst zusammenbricht.
Ein Herz voll Liebe hab’ ich
für die Brüder,
Doch zum Zerstören sing’ ich
keine Lieder!
Was that ich dir, daß du mich
so betrogen?
Warum warfst du nach Tagen
voller Lust
Den ungeheuren Schmerz in
meine Brust,
Der mich verschlingt mit
seinen Todeswogen?
So wär’ es möglich! Deine
Blicke logen –
Der Liebe Worte sprachst du
unbewußt,
Wenn ich ein Gott mich wähnt’
an deiner Brust?
Von deinen Lippen Seligkeit
gesogen?
Ich mag’s nicht denken! Ha,
des Wahnsinns Feuer
Regt der Gedanke an mit wilder
Macht;
Denn ewig bleibst du meinem
Herzen theuer,
Ob auch dein Hohn des Mannes
Schmerz verlacht.
Ein treues Herz tratst du
leichtsinnig nieder
Und niemals findest du ein
treu’res wieder.