Hermann Jäger                      Erklärung

                                                               1843

 

Die Zeit will andre Lieder! – ruft ihr laut –

Von Liebe nichts! nichts mehr von alten Sagen!

Die Gegenwart mußt du im Herzen tragen!

Die Gegenwart sei deines Sanges Braut!

 

Die Völker regen sich, der Morgen graut,

Mit Schwert und Speer mußt du hinaus dich wagen;

Denn einen großen Kampf gilt es zu schlagen,

D’rum sei das Lied dem Schwerte angetraut! –

 

Ich will die alten Zeiten nicht beklagen!

Auch mich erfreut des jungen Tages Licht;

Doch soll mein Lied nicht an der Trümmer nagen,

 

Die, morsch und alt, von selbst zusammenbricht.

Ein Herz voll Liebe hab’ ich für die Brüder,

Doch zum Zerstören sing’ ich keine Lieder!

 

 

 

 

 

 

 

Hermann Jäger

 

Was that ich dir, daß du mich so betrogen?

Warum warfst du nach Tagen voller Lust

Den ungeheuren Schmerz in meine Brust,

Der mich verschlingt mit seinen Todeswogen?

 

So wär’ es möglich! Deine Blicke logen –

Der Liebe Worte sprachst du unbewußt,

Wenn ich ein Gott mich wähnt’ an deiner Brust?

Von deinen Lippen Seligkeit gesogen?

 

Ich mag’s nicht denken! Ha, des Wahnsinns Feuer

Regt der Gedanke an mit wilder Macht;

Denn ewig bleibst du meinem Herzen theuer,

 

Ob auch dein Hohn des Mannes Schmerz verlacht.

Ein treues Herz tratst du leichtsinnig nieder

Und niemals findest du ein treu’res wieder.